Cem Özdemir (MdB): Wir müssen endlich davon wegkommen, dass es 20 Prozent der Schüler gibt, denen die Basisqualifikationen fehlen, die weder ausreichend lesen noch schreiben noch rechnen können. Im Idealfall muss die Familie das lösen. Wo das aber nicht funktioniert, da muss die Gesellschaft eingreifen.*
Warum sind Bücher wichtig?
Bücher sind wahre Schatztruhen: Denn hinter jeder Seite, hinter jedem Buchstaben verbirgt sich eine Welt voller Geschichten, Wissen und Phantasie. Nicht nur für Kinder, auch für uns Erwachsene. Wir entdecken fremde Länder und Kulturen, lassen uns von der Sprache verführen und von Emotionen anstecken.
Für mich war ein Buch, das mir meine Lehrerin in der fünften Klasse schenkte, eine Initialzündung. „Das war der Hirbel“ von Peter Härtling war das erste Buch, das ich vollständig und freiwillig gelesen habe. Dieses Buch eröffnete mir die Welt der Bücher und des Lesens.
Lesen ist der Schlüssel zur Sprache, zum Denken, zum Lernen. Lesen stärkt außerdem unsere Vorstellungskraft, die Phantasie, die eigene Ausdrucksfähigkeit und bietet die elementare Grundlage dafür, Informationen zu finden, Argumente zu formulieren und mit kritischen Augen die Welt zu betrachten.
In unserer heutigen Zeit jedoch ist das Lesen von Büchern, ist Literatur, keine Selbstverständlichkeit mehr. Viele Familien haben keine Bücher zu Hause. Immer weniger Menschen suchen Buchhandlungen und Bibliotheken auf.
„Das Warterich“ bringt Bücher und Geschichten an die Orte, an denen sich Menschen aufhalten und warten müssen: Jugend-, Arbeits-, und Sozialämter, Krankenhäuser oder Arztpraxen. Dort springt dann vielleicht der Funke über, den ich Peter Härtling oder meiner Lehrerin zu verdanken habe.
Gerne übernehme ich daher die Schirmherrschaft für diese wunderbare Initiative.
Cem Özdemir (MdB)
*Aus einem Interview von Ralph Bollmann und Rainer Hank in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.07.2011
http://www.oezdemir.de/die-ersten-kopftuecher-sah-ich-bei-schwaebischen-baeuerinnen.html