Familienzentrum in Hahn verfügt jetzt auch über einen sogenannten Warterich

Warterich-Hahn-MueZeFoto: Landrat Frank Kilian übergibt eine Buchspende an Petra Termeer (vorne rechts) und Antje Fagenzer vom Familienzentrum MüZe in Taunusstein-Hahn. Foto: RMB/Wolfgang Kühner

Von Hendrik Jung

Hahn. – Der Bauch ist bestens gefüllt mit Büchern. „Bleibt der jetzt für immer?“ und „Zusammen unter einem Himmel“ heißen zwei der Kinderbücher aus der Warterich-Box, die sich mit Anderssein und dem Teilen beschäftigen. Die vom Bundesverband Leseförderung initiierten Regale sollen mit ihrem Lesestoff gegen die Langeweile beim Warten helfen und befinden sich im Rheingau-Taunus mittlerweile an sieben Standorten. Gewartet wird im Obergeschoss des Familienzentrums MüZe nicht nur auf den Beginn von Kursangeboten, sondern auch vor dem Büro der Integrationslotsinnen. Deshalb hat Sabine Stemmler vom Netzwerk Leseförderung Rheingau-Taunus bei der Auswahl der mit Mitteln aus der Integrationsstrategie des Rheingau-Taunus-Kreises angeschafften Bücher auch anders- und mehrsprachige Fassungen berücksichtigt. Bei der Lektüre von „Curious George visits the dentist“ kann auf unterhaltsame Weise ein Einblick in die englische Sprache gewonnen werden. „Das bin ich“ ist unter anderem auf Türkisch, Serbisch und Kroatisch geschrieben. Kirsten Boies Buch „Bestimmt wird alles gut“, das die wahre Geschichte eines aus Syrien geflüchteten Geschwisterpaares erzählt, ist sowohl in deutscher als auch arabischer Sprache veröffentlicht. „Tauscht Euch über Eure Kultur aus, aber lernt auch besser Deutsch, damit wir uns noch besser verstehen“, wendet sich Landrat Frank Kilian im Rahmen der Warterich-Übergabe an Schüler einer Deutsch-Intensivklasse der Integrierten Gesamtschule (IGS) Obere Aar.

Eine Geschichte in vielen Sprachen

Diese beteiligen sich zur Feier des Tages an einer Lesung unter dem Motto „1000 Bücher – 1000 Sprachen“. Gemeinsam mit Mitschülerinnen und Mitschülern sowie Integratsionslotsinnen tragen sie der Ganztagsklasse der 5. Jahrgangsstufe der IGS in den verschiedensten Sprachen etwas aus dem Kinderbuch „Die Schnecke und der Buckelwal“ vor. Noch internationaler wird die Veranstaltung dadurch, dass der aus Rumänien stammende Liliam Iacob zwischendurch auf seiner Geige Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi und Antonin Dvoràk spielt.

Die Geschichte von der kleinen Schnecke, die sich auf der Fluke eines Wals auf eine weite Reise begibt, erzählt Lehrerin Claudia Kirchhoff zunächst in deutscher Sprache. Zwei Integrationslotsinnen lesen das Buch anschließend noch einmal auf Türkisch. Dabei wird deutlich, dass man die Sprache nicht verstehen muss, um die Stelle wiederzuerkennen, an der die Schnecke bekennt, dass sie sich angesichts der erlebten Wunder ganz klein fühlt. Trotzdem kann sie dem Wal helfen, als der eines Tages strandet. Abschnittsweise wird das auch noch mal in einer bunten Sprachvielfalt vorgetragen. Russisch, Französisch oder Arabisch erkennen die Kinder. Dass auch Mazedonisch, Berberisch oder Tamil dabei gewesen sind, erfahren die Fünftklässler im Anschluss.

„Das ist eine Altersklasse, die bis jetzt weniger vertreten ist. Wir wollen aber die ganze Familie bedienen. Auch größere Kinder sind willkommen“, freut sich Petra Termeer vom MüZe über den Besuch. In guter Erinnerung wird er den Kindern auf jeden Fall bleiben, denn zum Abschluss begeistert sie Nidal Ibrahim vom Kulturbus Nino mit seinen Zaubertricks.

Original-Artikel:
http://www.wiesbadener-tagblatt.de/lokales/untertaunus/taunusstein/familienzentrum-in-hahn-verfuegt-jetzt-auch-ueber-einen-sogenannten-warterich_18293300.htm